4.-6. April 2025, Zentralbibliothek Zürich
„Die Schweizer Atlaskartographie – Präzision und Innovation zwischen Schnee und Fels“

Die Schweizer Kartographie blickt auf eine lange Historie zurück: Die erste Gesamtkarte der Schweiz erschien 1495/97 aus der Feder des Zürcher Stadtarztes Konrad Türst , die erste gedruckte Karte auf eben dieser Basis, „Tabula nova Helvetiorum“, erschien als Tafel 17 der Straßburger Ptolemaeus-Ausgabe von 1513. (Frühere Darstellungen von Orten und Teilen der Schweiz reichen bis zur Tabula Peutingeriana zurück und finden sich z.B. auch auf der leider im 2. Weltkrieg zerstörten Ebstorfer Weltkarte wieder.) Als erster Landesatlas (der Schweiz und überhaupt) müssen die Karten von Johannes Stumpf gelten, die 1547/48 in der „Chronik Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren thaaten beschreybung“ erschienen und als Atlas ab 1548 mehrere Auflagen erfuhren.
Dabei ist die Entwicklung der Schweizer Kartographie einerseits durch die Zeitumstände (wie inneren und äußeren Konflikten, Entwicklung der Verwaltung, Entwicklung des Tourismus) bestimmt, andererseits auch maßgeblich durch die besondere geographische Lage beeinflusst. Als die Kartographen versuchten, das Gebirge zu erfassen, waren sie gezwungen, neue Formen der Geländedarstellung zu entwickeln bzw. zügig zu adaptieren, um die durch die gebirgige Oberflächengestalt des Landens notwendige Präzision zu erreichen. Insbesondere die “Dufourkarte” als erste amtliche Karte der Schweiz (1845-1864) und der “Siegfriedatlas“ (ab 1870) seien hier als Meilensteine der Genauigkeit der Gebirgsdarstellung und der künstlerischen Gestaltung erwähnt.
Parallel zur amtlichen Kartographie haben darüber hinaus private Verlage (Hallwag, Kümmerly & Frey, Orell Füssli) bedeutende Leistungen in den Bereichen der Schul-, Tourismus- und Straßenkarten erbracht, die wesentlich zum international bedeutenden Ruf der Schweizer Kartographie beitrugen.
Im Rahmen der Atlastage werden wir in Vorträgen und ausgiebiger Sichtung des Kartenmaterials einen Teil dieser Entwicklungen nachvollziehen. Bedingt durch die Besonderheiten der Schweizer Kartographie werden inhaltlich nicht nur wie von vorherigen Veranstaltungen bekannt, die Verlagskartographie (die privaten Verlage des 19. und 20. Jahrhunderts) betrachtet, sondern auch Aspekte der frühen Privatkartographie und der amtlichen Kartografie einbezogen
Eine kartenhistorische Führung im Schweizerischen Nationalmuseum rundet das Programm ab. Unter anderem sind dort die Originalkupferplatten der Dufourkarte und der ebenfalls über die Landesgrenzen hinaus bekannte St. Galler Globus zu besichtigen.
Die Internationalen Atlastage richten sich an Interessenten, Fachleute und Sammler von Atlanten mit dem Fokus auf das 19. und 20. Jahrhundert. Dabei werden kartographische und bibliophile Aspekte gleichermaßen betrachtet.
Programm
Vorträge
Freitag, 4. April
Lorenz Hurni, ETH Zürich, Vom Mittelschulatlas zum SchweizerWeltatlas.
Ylva Gasser, Zentralbibliothek Zürich, Châtelains AtlasHistorique.
Stefan Egli, Zentralbibliothek Zürich, Citizen-Science-Projekt mit alten Atlanten.
Jost Schmid, Zentralbibliothek Zürich, Johann Stumpf – Landtafeln 1547.
Marino Maggetti Gabriel Walser Karten.
Hans-Uli Feldmann, Dufourkarte & Siegfriedatlas.
Urban Schertenleib Private Atlaskartographie der Schweiz.
Eric Losang, Leibniz-Institut für Länderkunde (Leipzig), Geography meets Design – der Wordl Geo-Graphic Atlas von Herbert Bayer.
Samstag, 5. April 2025
Thomas Bachmann, Giovanni Maggini und der „Volksatlas der Schweiz“.
Thomas Schulz, Bundesamt für Statistik (Neuchâtel), Thematische Atlanten der Schweiz.
René Sieber, Eidgenössische Technische Hochschule (Zürich), Der Atlas der Schweiz.
Eric Losang, Leibniz-Institut für Länderkunde (Leipzig), La Suisse n‘existe pas?Betrachtungen zur Darstellung der Schweiz in „ausländischen“Atlanten.